Sonntag, 16. November 2025 |
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Fotos: Ludger Paffrath Bilder mit Klick vergrößern
Text Andreas Tölke
Fotos Ludger Paffrath |
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Das verspielte Sofa in Chippendale-Optik ist ein Flohmarkt-Schnäppchen und Einzelstück. Im Hintergrund die Werke der Fotografin Nan Goldin |
Trotz Denkmalschutz gelang ein außergewöhnlicher Aufbau, der ästhetisch nahtlos an die klassische Moderne anknüpft und den zeitgenössischen Exponaten genug Raum gibt. Auf mehr als 2.000 Quadratmetern, um genau zu sein. Auf zwei der drei oberen Etagen werden jährlich wechselnde Kunstwerke gezeigt.
„Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis, die Werke in anderen räumlichen Kontexten zu sehen. Ich entdecke sie dann wieder neu“, erzählt Frau Hoffmann, die vor ihrem Wechsel in die Modewelt Kunsthistorikerin war. Die Faszination Kunst hat sie nie losgelassen. „Im Rheinland waren wir in den Siebzigern in den Kunstvereinen aktiv. Das war eine der wenigen Möglichkeiten, Zeitgenössisches zu sehen“, erzählt die Sammlerin.
Die Leidenschaft, sich mit Originalem und Anspruchsvollem zu umgeben, teilte Erika Hoffmann mit ihrem Mann Rolf. Und so waren schon früh die Begehrlichkeiten größer als politisch korrektes Verhalten: „Eigentlich durfte man in den Siebzigern ja keine Kunst besitzen oder erwerben wollen“, sagt sie. Das war verpönt. Damals war Beuys, den die Hoffmanns oft erlebten, der ideologische Zeremonienmeister und nicht käuflich.
„Uns war er später zu dogmatisch“, kommentiert Erika Hoffmann. Sie und ihr Mann leisteten sich den Luxus einer undogmatischen Sammlung: Schön ist, was gefällt. Und was den sehr ausgeprägten Ansprüchen genügt. Heute ist die Sammlung so etwas wie der Spiegel der Seele des Paares. Und wenn Erika Hoffmann über das Leben mit der Kunst spricht, spricht sie von einem „Wir“. Ihr Mann starb vor vier Jahren.
Die Entscheidung, ihre Sammlung - wenn auch begrenzt - zugänglich zu machen, haben beide getroffen. „Lieber so, als eine Schenkung oder Dauerleihgabe und sich dann einer Diskussion aussetzen müssen“, erläutert sie ihr Konzept beim Rundgang. Was sofort auffällt, ist das Museale, auch im sehr privaten Bereich wie dem Wohnzimmer oder dem Büro. Der gesamte dritte Stock ist einzig als Ausstellungsfläche genutzt.
Nur in einem Raum steht ein Sekretär, der aber auch ein Kunststück sein könnte, und zwei namenlose Siebziger-Jahre-Sofas. Lediglich noch ein Ensemble von Warren Platner (1964/66), bestehend aus einem Tisch und zwei Stühlen, belebt den Empfangsbereich im gleichen Stockwerk. „Wir haben vieles zurückgelassen, als wir nach Berlin kamen“, ist eine Erklärung. Die andere: „Kunst war uns immer wichtiger.“
Was so auch nur bedingt stimmt, wirft man einen Blick auf das vorhandene Mobiliar. Das Wenige ist exquisit: Von Hans Hollein stammt das Sofa „Mitzi“, von Eero Saarinen der Esstisch und die Stühle - natürlich die Originale von 1956. Im Wohnbereich ist es die Variante mit der Marmorplatte, im Esszimmer sind die identischen Stühle um den Hartplastiktisch drapiert. Selbst seltene Einzelstücke wie der „Wiggle Side Chair“ von Frank O. Gehry aus dem Jahr 1972 finden sich hier. Vor dem Kamin im Wohnzimmer stehen Sessel und Liege „Barcelona“ von Mies van der Rohe.
In der Küche findet sich um den gedrechselten Bauerntisch der Jahrhundertwende eine Auswahl von amerikanischen Shaker-Stühlen - die Message der weitläufigen Wohnung ist klar: Kunst geht vor.
Es gibt noch etwas in der mehrstöckigen Wohnung, was sogar den Werken von Wolfgang Tillmanns und Pippilotti Rist die Schau stiehlt: Je höher man steigt, desto beeindruckender ist der Blick über Berlin. Vor allem im Neubaubereich des vierten Stockwerks wirken die bodentiefen Fenster wie der Rahmen eines Kunstwerks. Des Kunstwerks Großstadt: zur einen Seite die neue Synagoge, zur anderen der Fernsehturm auf dem Alexanderplatz - und drumherum das Häusermeer. Vielleicht hat die Entscheidung, nach Berlin zu kommen, ja sogar den besseren Rahmen für die Sammlung geschaffen.