Sonntag, 1. Dezember 2024
 
   
 



Wenn meine dreijährige Tochter Geburtstag feiert und ich gegen Ende der Party Kinderplatten auflege, ernte ich erschrockene Blicke. Was macht der da? Schwarze Scheiben, von denen Musik kommt? So etwas haben die Kinder von heute noch nicht gesehen, in ihren Familien gibt es wahrscheinlich keine Plattenspieler mehr. In solchen Momenten spüre ich, dass mein Hobby (Huch! Hat heute noch jemand Hobbys?) dabei ist, Geschichte zu werden.  

 


Seit „And I Love Her“ von 1964,  meiner ersten Beatles-Single, habe ich nicht aufgehört, Musik von Schallplatten zu hören. Es gab Phasen, wo dies eine gewisse Beharrlichkeit erforderte, heute ist es wieder ganz leicht, die Versorgungslage ist gut, und man ist mit dem Plattenkult fast schon zurück im Mainstream.  Die Vinyl-Schallplatte wird immer häufiger als der letzte feststoffliche, wertige Tonträger gesehen, während die CD im Wettbewerb mit den anderen digitalen Medien unterliegt. Tja.

 


Wir hatten jetzt gerade viele ­Jubiläen, die groß begangen und vermarktet wurden: 50 Jahre Gründung der Beatles, 40 Jahre deren Trennung, 38 Jahre Erscheinen der LP „Exile On Main Street“ von den Rolling Stones, jetzt davon eine renovierte De-luxe-Neuausgabe, unter allen anderen Formaten auch als Vinyl …

 

 

Der Plattenspieler und die Schallplatte haben gerade keinen runden Geburtstag und selbst wenn es so wäre, würden diese Daten vielleicht ein wenig übergangen. Der Plattenspieler hat heute keine richtige Lobby. Eher haftet dem in der so genannten „Highend“-Szene üblichen Beharren auf historischer Technik, verbunden mit der Behauptung, sie sei letztlich besser,  etwas Weltfremdes an, so nach dem Motto: Glühbirne gegen LED, wobei ja das warme Licht auch seine sentimentalen Fans hat.

 

 

 

Ohne Schallplatte und Plattenspieler hätte es keinen Pop gegeben.  Jetzt geht das alles dem Ende zu, ohne dass rechter Ersatz gefunden wäre.
Das ist aber kein Grund zum Traurigsein

 

 

Text

Michael hopp 

 

Fotos

beigestellt, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, Sound & Vision Clemens Meyer (www.soundvisionfidelity.de)

 

 

 

Komplette Story: 

H.O.M.E. Oktober 2010