Sonntag, 1. Dezember 2024
 
   
 



 I t’s all just a little bit of history repeating …“
Propellerheads feat. Miss Shirley Bassey

Die Meisterin der endlosen Comebacks hat recht: Es war alles schon einmal da. Man muss nur lange genug auf der Welt sein, um zu erleben, wie sich die Geschichte wiederholt – ob in der Politik, der Damenmode oder der Entertainment-Industrie.James Camerons dreidimen­si­onales Meisterwerk „Avatar“ hat letzten Winter die gesamte Filmbranche von hinten aufgerollt: noch nie dagewesene Kamera- und Tricktechnik, funktionierende 3D-Brillen, glaubwürdige Effekte und ein Einspielergebnis (derzeit knapp unter drei Milliarden US-Dollar), das alle Rekorde bricht. Seither traut sich kein Regisseur, der einen richtigen Action- oder Science-Fiction-Blockbuster landen will, mehr mit lächerlichen zwei Dimensionen auf die Leinwand. Und weil uns im Kino auch in nächster Zeit eher bunte, rasante Comicverfilmungen ins Gesicht fliegen werden als romantische Komödien oder französische Beziehungsdramen, bleibt uns 3D mit Sicherheit nicht erspart.Obwohl das natürlich (wie alles, Sie erinnern sich) auch schon da war: Als in den 50er-Jahren durch die Verbreitung des Fernsehens die Zuschauer in Scharen daheim blieben, versuchten die Produzenten das Publikum mit neuen Gimmicks ins Lichtspieltheater zurückzuholen. 3D-Film war in Zeiten der Schwarz-Weiß-Geräte etwas, was man nur im Kino (oder in Vergnügungsparks) sehen konnte. Dazu musste man eine billige Kartonbrille mit rot-grünen „Gläsern“ aufsetzen und am besten eine Kopfwehtablette dabei haben, da die wenig ausgereifte Technik für die Augen recht anstrengend war. Streifen wie „Bwana, der Teufel“ (1952), „Das Kabinett des Professor Bondi“ (1953) und „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954) lockten jedoch selbst im „Goldenen 3D-Zeitalter“ nur ein bestimmtes Publikum vor die Leinwand …


Bis in die 80er-Jahre begnügte man sich also wieder mit zwei Dimen­sionen. Die Erfindung des Videorecorders ließ den 3D-Gag zur Rettung des Kinos jedoch neuerlich aufleben – diesmal mit cineastischer Qualitätsware à la „Und wieder ist Freitag der 13.“ (1982), „Der weiße Hai 3-D“ (1983) und „Amityville III“ (1983).
Und jetzt steckt Hollywood wieder in der Krise. Schuld sind die illegalen Raubkopien aus dem Internet, die mittlerweile sogar HD-Filme zur günstigen und schnell beschafften Heimkino-Alternative machen. Also wird 3D wieder aus der Versenkung geholt, diesmal sogar von etablierten Regisseuren. Und damit Sie Camerons Na’vi nicht nur außer Haus genießen können, bietet die Heimelektronik-Branche nun auch wirklich brauchbare Fernsehgeräte an, die Ihr Medienzimmer in eine nahezu greifbare Fantasy-Welt verwandeln.

Brillen für den Hausgebrauch
Um auch auf dem heimischen Sofa das Gefühl zu haben, dass einem der Bösewicht Feuerbälle aus dem Bildschirm entgegenschleudert, ­senden 3D-Fernseher ihre Bilder in schneller Folge einmal für das eine, dann für das andere Auge aus – das alte stereoskopische Prinzip. Dabei gibt es zwei verschiedene Verfahren, für die auch verschiedene Brillen nötig sind.
Die Polarisationstechnik wird hauptsächlich in Kinos verwendet und beruht darauf, dass zwei polarisierte Lichtwellen entweder links- oder rechtsdrehend schwingen und die unterschiedlichen Filter in den beiden Brillenhälften jeweils nur das Licht einer Schwingungsebene durchlassen. Während der Film bis zu 100-mal pro Sekunde zwischen den Bildern für das linke und für das rechte Auge wechselt, setzt das Gehirn wie beim natürlichen Sehen die Bilder zu dreidimensionalen Objekten zusammen.


Das sogenannte „Shutter-Verfahren“ ist weiter verbreitet. Dabei ­stecken in den Brillenfassungen kleine LCD-Schirme, die mithilfe einer elektronischen Steuerung abwechselnd auf transparent und undurchsichtig geschaltet werden. Erscheint auf dem Bildschirm ein Bild für das linke Auge, wird die rechte Brillenseite undurchsichtig – und umgekehrt. Gesteuert wird das System durch ein Infrarotsignal des Fernsehers, was leider zur Folge hat, dass die Shutterbrillen immer nur mit einem Gerät desselben Herstellers kompatibel sind. Somit funktioniert beispielsweise Sonys 3D-TV-Flaggschiff, der „BRAVIA NX815“, nicht mit einer Brille, die für Samsung-Geräte hergestellt worden ist.


Neben einem 3D-Blu-ray-Player wie etwa dem „BDP-9600“ von Philips, der sich durch extrem realistische räumliche Bildqualität und präzise Audiowiedergabe auszeichnet, benötigt man natürlich auch das entsprechende TV-Gerät. Die Auswahl ist wie immer Geschmackssache – fest steht, dass alle derzeit erhältlichen Fernsehapparate auf dem aktuellen technischen Höchststand sind; nur die Zusatzfunktionen unterscheiden sich von einem Hersteller zum anderen.
Samsungs „3D-LED-TV C9090“ etwa punktet mit einer Fernbedienung, die auch als Mini-Fernseher verwendet werden kann. Man dirigiert also damit nicht nur sämtliche AV-Geräte von Samsung, sondern kann auf dem rund acht Zentimeter großen Display auch das gleiche Bild wie auf dem großen Bildschirm oder (dank Tuner) sogar ein anderes Programm betrachten, allerdings nur in zwei Dimensionen.


Philips hingegen setzt auf Zubehör statt auf solche netten Spielereien. So wird der Philips „Cinema 21:9 Platinum Series-3D TV“ gleich mit zwei aktiven Shutterbrillen geliefert, während die meisten anderen Hersteller bestenfalls eine mitliefern. Eine vierköpfige Familie sollte also mit weiteren 300 bis 400 Euro Mehrkos­ten rechnen, wenn alle gemeinsam in den 3D-Genuss kommen wollen. Die zusätzlichen Brillen lassen sich auch extra erwerben; Samsung bietet hier ein günstiges 3D-Starterkit mit gleich zwei Brillen und einem 3D-Blu-ray-Film an – aber dazu braucht man natürlich wieder einen 3D-Fernseher desselben Herstellers. Spätestens beim Zubehörkauf wird klar, dass die Technik noch jung ist und die Preise erst in einiger Zeit fallen werden.

 

 

 

Die dreidimensionalen Helden kehren zurück – jetzt auch ins Fernsehen. Hollywood und die großen Medienkonzerne investieren so stark in die neuen Technologien, dass 3D diesmal garantiert mehr ist als eine Modeerscheinung. Damit auch Sie rechtzeitig dabei sind, verrät Ihnen H.O.M.E. alles, was Sie übers Fernsehen in drei Dimensionen wissen müssen

 

 

Text

Dragan Andjelkovic & Peter Hiess

 

Fotos

Beigestellt

 

 

 

Komplette Story: 

H.O.M.E. Dezember 2010